Geschwister – Der erste Kontakt mit dem Neugeborenen (HB)


Nicht nur die nahen Verwandten, sondern auch die Geschwisterkinder sind gespannt und neugierig auf das neue Geschwisterchen. Daher ist es zwar eventuell anstrengend, das Geschwister mit dem Neugeborenen zusammenzuführen, aber es erspart dem Betreuenden eine Menge Spannungen, wenn das ältere Kind endlich das neue Kind sehen und berühren darf. Sobald die Mutter sich fit genug fühlt und sich halbwegs aufrecht halten kann, sollte dem Geschwisterkind die Gelegenheit gegeben werden, im Krankenhaus vorbeizukommen. Hier kann es ein selbstgemachtes Geschenk mitbringen, welches man vor Geburt mit dem Geschwisterkind besorgt oder gebastelt hat, genauso wie die Großen. Zur Geburt des Babys kann dem Geschwisterkind eine lebensechte Babypuppe mit Puppenwagen und/oder Tragetuch geschenkt werden. Dann hat es selbst ein Baby, um das es sich kümmern kann und das es stillen kann, wenn die Mama das Baby stillt.
In der Regel ist es bei einem gesunden Neugeborenen kein Problem, es zu streicheln und zu küssen! Es ist oft ein grundlegendes Bedürfnis eines Kindes, Körperkontakt aufzunehmen, daher sollte man auf jeden Fall fragen, ob das Kind das möchte! Falls es dies nicht möchte, sollten die Eltern allerdings auch nicht traurig sein. Zu Beginn kann es sein, dass das Kind, je nach Charakter, zunächst Scheu hat und alles erst einmal aus der Ferne beobachten möchte. Hier spielen Alter und Charakter eine große Rolle, wie die erste Begegnung aussieht. Falls es nicht beim ersten Mal auf das Neugeborene zugehen möchte, wird es das in den nächsten Tagen tun. Hier ist es als Erwachsener wichtig, das Kind nicht zu drängen oder ihm ungefragt das Baby in die Hand zu geben. Eine sichere Position für Kleinkinder ist z. B., wenn Mama oder Papa sich breitbeinig aufs Bett/Sofa setzen, den Rücken angelehnt, das Geschwisterkind zwischen den Beinen, dann kann es mit Unterstützung das Baby halten und die Eltern haben dennoch Kontrolle über die Situation. So erfährt das Geschwister, dass ihm die Eltern vertrauen und dass es ebenso wert und fähig ist, das Baby zu halten und ihm Zuneigung zu geben. Hat es diese Möglichkeiten nicht und wird ferngehalten, kann sich bereits jetzt eine abwehrende Haltung dem neuen Geschwister gegenüber einstellen. Wichtig ist, dass es die Möglichkeit bekommt! Ob es sie nutzt, ist nicht ausschlaggebend!
Autor: Julia Spätling, Diplom-Heilpädagogin, Kinderkrankenschwester, Leiterin der Familienschule Fulda, Gallasiniring 8, 36043 Fulda
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Link zum [https://www.familienschule-fulda.de/Dokumente/Geschwisterinfo-Folgeschw170711.pdf Infoblatt „Geschwister werden]“
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Literatur:
Schneewind, Klaus A. (2010): Familienpsychologie
https://www.bmfsfj.de/blob/76242/1ab4cc12c386789b943fc7e12fdef6a1/monitor-familienforschung-ausgabe-31-data.pdf
Statistisches Bundesamt (2017): Kinderlosigkeit, Geburten und Familien – Ergebnisse des Mikrozensus 2016 (https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressekonferenzen/2017/Mikrozensus_2017/Pressebroschuere_Mikrozensus_2017.pdf?__blob=publicationFile; abgerufen am 14.02.2019)
Ratgeber:
Bleier, B./Schilling, B. (2008): Besser einfach – einfach besser – Das Haushalts-Survival-Buch, Holzgerlingen
Hilsberg, R. (2003): Wenn das zweite Kind kommt – Schwangerschaft, Geburt und erstes Lebensjahr, Freiburg
Nilsson, L. (1999): Ein Kind entsteht – Bilddokumentation über die Entwicklung des Lebens im Mutterleib, München
Schaeffler, S. (2003): Was mit dem Zweiten anders wird …, München
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