7 beste Tipps für eine gesunde und glückliche Schwangerschaft

Liebe werdende Mutter,
1. Freuen Sie sich über Ihre Schwangerschaft.
Viele Frauen werden nicht oder nur mit großen Mühen schwanger. Aus der Freude über die Schwangerschaft schöpfen Sie Kraft, auch die eine oder andere Schwierigkeit zu meistern. Mit Ihrer Freude beeinflussen Sie auch Ihre Mitmenschen positiv.
Frauen werden immer später schwanger. Der wesentliche Grund dafür ist eine lange Berufsausbildung und der Wunsch, das Erlernte auch auszuüben. So wird der Kinderwunsch in einen biologischen Zeitraum verlagert, in dem Kinder schwerer gezeugt, aber auch ausgetragen werden können. Es gibt viele Paare, die nur mit maximaler medizinischer Anstrengung, manchmal nicht einmal damit schwanger werden können. Deshalb darf man sich glücklich schätzen, schwanger geworden zu sein, Leben in sich zu tragen und weiterzugeben. Manchmal hat man den Eindruck, zur unpassenden Zeit schwanger geworden zu sein. Bei manchen Paaren kommt die Schwangerschaft immer zum unpassenden Zeitpunkt. Irgendetwas ist immer. Zunächst bricht vielleicht eine Welt zusammen, da sich alles ändern wird. Wenn man sich aber umschaut, gibt es überall Hilfe und Unterstützung. Anders als bei den letzten Generationen ist es keine Schande, unverheiratet oder sogar ohne Partner ein Kind zu bekommen. Die eigenen Eltern, Freunde und Nachbarn helfen oft gerne. Neue Partnerschafts- beziehungsweise Familienmodelle beginnen sich zu bewähren. Aber auch private, staatliche und kirchliche Organisationen helfen gerne. Und alle freuen sich über das neue Leben, an dem man selbst wächst und das unsere Gesellschaft ja auch für ihren Fortbestand braucht.
2. Gehen Sie regelmäßig zu Ihrem Frauenarzt.
Ihr Frauenarzt ist ihr konstanter medizinischer Begleiter und Ansprechpartner. Er kennt alle Details der Schwangerschaft, Untersuchungen, mögliche Erkrankungen, auch wie man sie vermeiden oder behandeln kann.
Wenn Ihre Regel ausbleibt gehen Sie zum ersten Mal zu Ihrem Frauenarzt. Ihr Frauenarzt stellt die Schwangerschaft fest, zunächst durch Hormontests, später durch die körperliche Untersuchung. Mit sechs bis sieben Schwangerschaftswochen kann er Ihnen im „Ultraschall“ schon die Herzschläge Ihres Babys zeigen. Ihr Frauenarzt ist fortan Ihr konstanter Begleiter in den nächsten Monaten. Durch ein Studium der Medizin, eine mindestens fünfjährige Ausbildung zum Facharzt und viele Jahre Erfahrung in der Betreuung von Schwangeren hat er die nötigen Fähigkeiten erworben. Hebammen ergänzen diese Betreuung gut. Die jahrzehntelange Forschung über die Schwangerschaft hat Ergebnisse hervorgebracht, die die Schwangerschaft für Mutter und Kind viel sicherer gemacht haben. Diese Ergebnisse haben die Betreuung aber auch sehr umfangreich und kompliziert gemacht, so dass nur mit regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen dieses „Sicherheitsnetz“ Wirkung zeigen kann.
3. Seien Sie kritisch bei Ratschlägen aus Ihrem Umfeld.
Viele Ratschläge sind sehr persönlich und stellen oft das Dramatische in den Vordergrund, denn das macht den Erzähler interessant. Vertrauen Sie denen, die viel und auch systematische Erfahrung haben, also den Frauenärzten und Hebammen.
Ich erlebe in meiner Klinik und in der Sprechstunde starke Verunsicherung der werdenden jungen und erstgebärenden Mütter, die keine eigene Erfahrung mit einer Schwangerschaft haben. Deshalb ist es selbstverständlich, dass man andere fragt, die ihre „große“ Erfahrung schon gemacht haben. Aber wie viel Schwangerschaften muss man selber erleben, um von Erfahrung zu sprechen? Deshalb seien Sie kritisch, wem Sie vertrauen können und wem nicht. Ein Beispiel sind die dramatischen Schilderungen von Geburten, die werdende Mütter so verunsichern, dass sie ihr Selbstvertrauen verlieren und dann um einen Kaiserschnitt bitten. Wenn ich meine Patientinnen frage, wer ihre Fragen zur Schwangerschaft, Geburt aber auch zur Kleinkindphase beantwortet, dann zucken sie meist mit den Schultern. Der nächste Termin beim Frauenarzt ist noch weit, wenn die Fragen aufkommen Die Hebamme hilft in den Monaten um die Geburt herum. Eltern und Freunde werden dann gefragt, haben aber meist unzureichendes Wissen. Bücher geben meist die Meinung eines Einzelnen wieder von dem man nicht weiß, ob er überhaupt qualifiziert ist. Aber immer wird auch im Internet gesucht. Dann kommt die Enttäuschung: „Es ist viel zuviel und ich weiß nicht, wem ich trauen kann. Was ist war, was nicht. Nach dem Lesen bin ich unsicherer als vorher.“ Das will die Deutsche Familienstiftung in den kommenden Jahren ändern. Verlässliche und korrekte Antworten werden gegeben, hinter denen die Stiftung mit ihren Experten steht.
4. Besuchen Sie eine Geburtsvorbereitung, am besten eine Geburts- und Familienvorbereitung.
Es ist wichtig, von der Hebamme Besonderheiten der letzten Schwangerschafts-monate und Verhaltensregeln unter der Geburt zu lernen. Aber mindestens ebenso wichtig ist es, Wissen für die optimale Gestaltung ihres Lebens in Ihrer kleinen Familie zu sammeln, am besten in einer Geburts- und Familienvorbereitung.
Die Geburtsvorbereitung durch die Hebammen ist eine seit Jahrzehnten etablierte Form, Wissen über die letzten Wochen der Schwangerschaft, die Geburt und die ersten Wochen danach an die werdenden Eltern weiterzugeben. In dieser Zeit ist Herz und Kopf offen für Neues, mit dem Sie diesen wichtigsten Abschnitt in ihrem Leben stärken und verbessern können. Für die Familie benötigen Sie „Handwerkzeug“ für eine gute Kommunikation mit Ihrem Partner, eine Vorstellung darüber, was Eltersein bedeutet und wie Sie Ihren Alltag gestalten, ohne sich selbst als Person zu vergessen. Die Deutsche Familienstiftung bildet für diese Geburts- und Familienvorbereitung Hebammen weiter. Motivieren Sie ihre Hebamme zu dieser Fortbildung, dass Sie auch in den Genuss einer Geburts- und Familienvorbereitung kommen.
5. Vertrauen Sie auch Ihrem eigenen Gefühl.
Viele werdende und junge Mütter haben ihr Selbstvertrauen verloren. Durch viele oft unqualifizierte Ratgeber, Bekannte oder Großeltern und Informationen aus dem Internet beeinflusst, trauen sie sich immer weniger zu. Die Natur hat vieles in uns angelegt. Hören Sie in sich hinein.
Natürlich ist unser Leben in den letzten Jahrhunderten immer komplizierter geworden. Es gibt viele neue Erkenntnisse. Wir wären aber längst ausgestorben, wenn nicht die Basis für die Vermehrung und den Umgang mit unseren Kindern in uns wäre. Viele Entscheidungen werden uns heute abgenommen. Für den Rest gibt es Ratschläge von allen Seiten. Oft hat unsere Erziehung auch zu unserer Unselbständigkeit und geringem Selbstvertrauen beigetragen. So verunsichert haben wir verlernt neben unserem Kopf auch dem „Bauch“ zu vertrauen und uns zunächst die Frage zu stellen: Wie würde ich es selber machen? Mit der Antwort, die wir uns dann geben, können wir die vielen Ratschläge vergleichen und uns dann entscheiden, was zu uns passt. Eine nicht ganz richtige Entscheidung ist immer besser als keine Entscheidung. Es bleibt für alle Menschen, dass wir aus Fehlern lernen. Also nur Mut! Es wird schon gut gehen!
6. Achten Sie auf Ihren Körper.
Gönnen Sie sich immer wieder kleine Pausen. Schlafen Sie ausreichend. Ernähren Sie sich abwechslungsreich. Feiern Sie, aber nicht die Nacht durch. Rauchen sie nicht und trinken auch keinen Alkohol. Treiben Sie Sport, solange Sie sich dabei wohl fühlen.
Der Körper der werdenden Mutter hat viel zu leisten. Besonders am Anfang vollziehen sich erhebliche Umstellungen. Dabei hilft das Hormon Progesteron, übersetzt Hormon für die Schwangerschaft. Dieses macht Sie auch müde und signalisiert Ihnen, dass Sie Pausen machen müssen. Wehren Sie sich nicht dagegen. Vermutlich wird sich auch Ihr Ernährungsverhalten ändern. Heißhunger auf das eine, Abneigung gegen das andere oder auch Übelkeit zu Beginn Ihrer Schwangerschaft sind normal. Wichtig ist, dass Sie leichte, kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen. Essen Sie viel frisches Obst und Gemüse, wählen Sie lieber gekochtes oder gedünstetes Fleisch, meiden Sie rohes Fleisch oder rohen Fisch und Wurst (z.B. Mettwurst, Salami). Essen Sie abwechslungsreich, d.h. immer wieder andere Lebensmittel. Fastfood wie Pizza, Pommes oder Burger darf es mal geben aber nicht zu oft. Besser sind Salate, Nudeln, Reis mit Gemüse, Kartoffeln oder Brot aus fein gemahlenem Vollkornmehl. Fettreiche Speisen wie Fritiertes werden in der Regel nicht gut vertragen. Zudem führen sie schneller zu Übergewicht, was in der Schwangerschaft mit einem höheren Krankheitsrisiko verbunden ist. Zur Ernährung gehört auch das Trinken! Trinken Sie viel Wasser, Tees und Fruchtsäfte, wenig Kaffee oder gesüßte Getränke und keinen Alkohol. Und zu guter Letzt: Es ist ein Märchen, dass man mengenmäßig für zwei essen muss. Nicht auf die Menge die Sie essen kommt es an, sondern darauf, was Gesundes in Ihrem Essen ist. Und davon dürfen Sie viel essen. So sorgen Sie gut für sich und das Kind. Bewegung und Entspannung, hier gibt es viele Angebote, stärken Sie in Ihrer Schwangerschaft
7. Stärken Sie schon jetzt Ihre Partnerschaft für ihre Zukunft und die Ihrer Familie.
Natürlich macht ein Leben mit Kindern mehr Arbeit als ohne, aber mit viel mehr Glück. Teilen Sie Ihre nach der Geburt knappere Zeit ein. Streit ist unvermeidbar, aber auch wichtig. Streiten Sie aber, ohne dass einer verliert. Denken Sie immer an Ihre Liebe und halten Sie sie jung. Achten Sie auf sich selbst.
Der wiederholte Hinweis auf die Partnerschaft unterstreicht ihren Stellenwert für Sie und Ihre kleine Familie. Die Partnerschaft zu pflegen, ist ebenso wichtig wie die Erziehung der Kinder. Wir wissen heute, dass Kinder, die gut gebunden, also mit tiefem Vertrauen zu einer Person und sicherer Umgebung aufwachsen, erheblich viel klüger werden. In der Schwangerschaft verhalten Sie sich manchmal für Ihren Partner unverständlich, manchmal ohne es selbst zu merken. Teilen Sie es ihm mit und lassen auch einmal Fünfe gerade sein. Zur Pflege der Partnerschaft gehört auch die Beantwortung der Fragen: Welche Erwartungen haben wir an unsere kleine Familie, an Mutter an Vater? Familie macht glücklich, aber es gibt nichts umsonst. Also übertreffen Sie lieber bescheidene Erwartungen als nach unerreichbaren Zielen zu streben. Wie gehen wir mit der nach der Geburt knappen Zeit um? Eine kleine hilflose Person muss zusätzlich versorgt werden. Das braucht Zeit, die z.B. für Hausarbeit und Hobbys weniger vorhanden ist. Wenn Sie Ihre Zeit gut planen, bleibt auch dafür noch Zeit. Denken Sie daran, dass Sie sich selber nicht vergessen. Sonst werden Sie vor lauter Selbstlosigkeit unglücklich. Reden Sie über Ihre Gefühle, Ihre Probleme. Jeder kann dem anderen nur vor den Kopf schauen. Streit entsteht und ist zur Abgrenzung auch nötig. Aber wenn Sie streiten, dann so, dass keiner verliert. (Der gekränkt worden ist, gibt es Ihnen zurück. Bleiben Sie fair.) Überlegen Sie sich immer wieder, wie sie Ihre Liebe jung halten. Die Zuneigung, die Sie füreinander empfinden, hilft Ihnen, Schwierigkeiten zu meistern. Die Zuneigung ist der Motor, der uns die Kraft fürs Leben gibt. Sie werden schnell die Wirkung sehen, wenn Sie sich gegenseitig so oft wie möglich eine kleine Freude machen. Dabei hilft ein Kästchen, in den jeder Zettelchen mit seinen Wünschen legt. Sprechen Sie immer miteinander, über dass, was Sie bedrückt. Scheinen die Probleme unlösbar, holen Sie sich Hilfe von außen. Und bleiben Sie entspannt. Sie sind dann offener für Ihren Partner Ihre Kinder und bleiben gesünder an Körper und Seele.
Ihr
Prof. Dr. Ludwig Spätling Vorstand der Deutschen Familienstiftung Direktor der Frauenklinik am Klinikum Fulda a.D.
Autor Prof. Dr. Ludwig Spätling, Direktor der Frauenklinik am Klinikum Fulda a.D.
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