Magnesium in der Schwangerschaft – Mein Frauenarzt verordnet mir in der Schwangerschaft Magnesium, seine Vertretung aber nicht. Was ist denn richtig

Eine kontrollierte klinische Studie konnte zeigen, dass die Gabe von Magnesium Schwangerschaftskomplikationen und Frühgeburten verringert. Eine zu dieser Fragestellung mangelhafte Gegenstudie hat zur Verwirrung bei der Verordnung von Magnesium in der Schwangerschaft beigetragen.
Der Einfluss von Magnesium auf vorzeitige Wehen wurde zufällig entdeckt. Bei einer Patientin die zusätzlich unter Wadenkrämpfen litt und deshalb Magnesium erhielt, stoppten die vorzeitigen Wehen. In sogenannten kontrollierten Studien zeigten sich weniger Frühgeburten und weniger Schwangerschaftskomplikationen. Da es sehr schwer ist nachzuweisen, welche Frau von einer Magnesiumgabe profitiert, ist es sinnvoll allen Frauen Magnesium zu geben, da in der Schwangerschaft auch mehr Magnesium über die Niere ausscheiden wird, ohne es vermehrt aufzunehmen. Mit Nahrungsmitteln kann man nicht sinnvoll zusätzlich Magnesium zuführen. Diese Empfehlung wird als umstritten bezeichnet, da in einer zweiten kontrollierten Studie, dieser Effekt nur in einer Hochrechnung gezeigt werden konnte. Da aber Ziel dieser Studie der Nachweis einer Wirkung von Magnesium auf den Schwangerschaftshochdruck war, wurden nur junge schwarze Amerikanerinnen erst ab der zweiten Schwangerschaftshälfte mit Magnesium versorgt und nicht so früh wie möglich. Zudem übersahen die Autoren, dass die zusätzlich der Vergleichsgruppe gegebenen Ergänzungspräparate ein Viertel der Magnesiumdosierung der oben beschriebenen Studie erhielten, also nicht gegen „Null“ geprüft wurde. Dieses Beispiel zeigt nicht nur, wie schwer es ist eine Studie durchzuführen, sondern auch die Ergebnisse richtig zu deuten.
Ich halte es für sinnvoll, allen Frauen in der Schwangerschaft Magnesium zu empfehlen. Wenn es der einen oder anderen werdenden Mutter nichts nutzt, so schadet es aber auch nicht. Eine leichte Überdosierung zeigt sich zunächst an lockerem Stuhlgang, in der Schwangerschaft eher erwünscht als eine Verstopfung.
Autor: Prof. Dr. em. Ludwig Spätling, Direktor der Frauenklinik Fulda a.D.