Postpartale Psychose – Was ist das?


Sie gilt als die schwerste Form der postpartalen Krisen und kommt bei drei von 1.000 Müttern vor. Sie kann gelegentlich in der Schwangerschaft entstehen, vorwiegend aber ist der Beginn in den ersten zwei Wochen nach Entbindung und meist abrupt. Sie kann sich aber auch aus einer Depression entwickeln. Die Dauer ist abhängig vom Schweregrad des klinischen Bildes. In der Regel ist eine stationäre Behandlung unumgänglich.
Folgende Symptome werden beobachtet:

  • Verlust des Bezugs zur Realität
  • extreme Ablenkbarkeit
  • Gedankensprünge
  • Desorientierung
  • Konzentrationsstörungen
  • Schlaflosigkeit
  • plötzliche irrational erscheinende Stimmungsumschwünge
  • starke Verwirrung, hohes Misstrauen
  • Beziehungsideen, Ängste
  • Wahnvorstellungen (Größenwahn bei Manie)
  • Halluzinationen

Die Hebamme sollte Ruhe bewahren und darf die Patientin in diesem Zustand nicht alleine lassen. Es ist wichtig, sie von Außenreizen (z. B. Radio, Fernsehen) abzuschirmen. Der Wahrheitsgehalt des psychotischen Erlebens darf nicht diskutiert werden. Die Hebamme muss Grenzen ziehen, den Vorwürfen mit Distanz begegnen und darf nicht in die Wahnideen eintauchen. Auch darf die Hebamme der Betroffenen keine Vorwürfe machen, sollte ihr aber die Möglichkeit geben, über ihre Empfindungen zu sprechen. Die Hinzuziehung eines Arztes ist meist unumgänglich (Notarzt, Psychiater), ebenso die Einleitung eines stationären Aufenthaltes in die psychiatrische Klinik. Hilfreich ist eine Mutter-Kind-Behandlung. Auch wenn im Akutfall das Kind nicht mit aufgenommen werden kann, so ist es ratsam, es baldmöglichst aufzunehmen, um die Mutter-Kind-Bindung so wenig wie möglich zu belasten. Die Angehörigen sollten über die Erkrankung informiert werden. Die Hebammenbetreuung sowie der Betreuungszeitraum der „Frühen Hilfe“ sollte verlängert werden.

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Link: http://www.familienschule-fulda.de/indes.php/wochenbett-krisenhilfe

Infos, Ansprechpartner und Austausch mit betroffenen unter http://www.schatten-und-licht.de

Autor: Ute Weber, Fachkrankenschwester für Psychiatrie, System-Therapeutin (SG)
Langjährige Arbeit in der Psychiatrischen Ambulanz am Klinikum Fulda und langjährig tätig mit dem Schwerpunkt auf dem Gebiet der Wochenbettdepression, seit 2010 insbesondere der aufsuchenden Wochenbettkrisenhilfe.