Entlastung im Wochenbett – Information zu Unterstützungsangeboten


Oft sind Frauen und/oder die Partner nicht bereit, Unterstützung zuzulassen. In der Arbeit mit Familien stellt sich aber sehr oft heraus, dass eine rechtzeitige Entlastung der Mütter und Väter viele Probleme wie Überforderungsgefühle, Wochenbettdepression, Partnerschaftsunzufriedenheit und Erziehungsschwierigkeiten hätte verhindern können. Daher sei hier noch einmal deutlichst darauf hingewiesen, dass dieser Faktor bei vielen Problemen die Ursache darstellen kann.
Gerade heute hat das Wochenbett keine Bedeutung mehr und wird zunehmend in den Hintergrund gedrängt, weil die Frauen davon ausgehen, schnell wieder beim Tagesgeschäft weitermachen zu können. Teilweise ist sie natürlich auch gar nicht nötig, aber dort, wo erschwerende Faktoren hinzukommen wie ein oft aushäusiger Partner, (scheinbar) fehlende Entlastung innerhalb des Familienverbunds, tendenziell ängstliche Frauen, Schreikinder etc., sind immer die Hinweise auf eventuellen Bedarf. Hier ist inzwischen in fast allen Kommunen in Deutschland das Netzwerk der [https://www.fruehehilfen.de/grundlagen-und-fachthemen/grundlagen-der-fruehen-hilfen/fruehe-hilfen-hintergrund-und-entwicklung/was-sind-fruehe-hilfen/ frühen Hilfen] angelangt und etabliert sich immer weiter.
Wichtig für die Arbeit der Hebamme ist daher, gut Bescheid zu wissen, welche Entlastungsmöglichkeiten bei ihr im Arbeitsumkreis existieren. Dies können sein: ehrenamtliche Services wie der des [https://www.sozialdienst-katholischer-frauen.de/skf/ Sozialdiensts katholischer Frauen] oder anderer sozialer lokaler Einrichtungen wie Stiftungen oder Bürgerinitiativen, Aktivierung von Nachbarn aus dem direkten Umfeld, Freundinnen, Großeltern etc..
Teilweise wissen die Großeltern nicht, dass sie gebraucht werden, weil die Eltern dies nie richtig kommunizieren, da sie die Eltern nicht belasten möchten. Dies ist aber die wichtigste Voraussetzung, Hilfe zu finden. So besteht die Kunst darin, den Eltern motivierende Argumente an die Hand zu geben, sich zu melden. Wie aber motiviere ich die Eltern am besten? Einerseits ist die Elternselbstpflege wichtig, um sich selbst als Einzelperson und als Paar nicht aus den Augen zu verlieren.
Praktische Vorschläge können auch sein: Zeit für sich selbst, für die Körperpflege, für einen Brunch samstags mittags, für einen Spaziergang ganz alleine etc.
Meist wissen die Eltern sofort, was sie gerne machen würden, wenn sie Zeit hätten. So fragt man praktisch einfach nach, unter welchen Umständen sie ihr Kind jemandem anderen überlassen würden, auch wenn scheinbar keine Entlastung notwendig ist. Zunächst spricht man auch nicht von mehreren Stunden, sondern nur von einer halben Stunde, in der man sich noch im Haus aufhält, sich aber nicht direkt mit dem Kind befasst. Manche Frauen denken, sie seien schlechte Mütter, nur weil sie ihr Kind alleine lassen. So gilt es für die Hebamme, vor Ort eine aktuelle Zusammenstellung der Entlastungsmöglichkeiten zu erarbeiten, wo sie am besten die einzelnen Anlaufstellen persönlich kennt, damit sie die Eltern guten Gewissens weiterleiten kann. Wenn die Hebamme dann noch die passenden Flyer aushändigen kann, unterstützt dies die Eltern optimal, sich selbst Hilfe zu suchen.
In diesem Rahmen eignen sich auch Hinweise auf Mütterzentren oder Familienbildungsstätten mit Mütter-/Vätertreffs, Babymassage bzw. Eltern-Kind-Spielgruppen, wo sich die Eltern unverbindlich mit anderen austauschen können. Wichtig ist schlussendlich der Hinweis darauf, dass man nicht schwach ist und sich deshalb Hilfe suchen muss, sondern dass es eine besondere Stärke ist, sich Hilfe zu suchen, wenn man sich nicht mehr wohlfühlt.
Autor: Julia Spätling, Diplom Heilpädagogin und Kinderkrankenschwester