Austreibungsperiode


Gerade durch die Dehnprozesse des knöchernen Beckens und durch die Lockerung der Gelenkverbindungen des Beckenringes kommt es zu einer Erweiterung der Schambeinfuge (Symphysis pubica) und Erweiterung der beiden Kreuzbein-Darmbein-Gelenke (IIiosakralgelenke, ISG). Dadurch kann sich eine Erweiterung des Beckeneingangs bis zu ca. 2 cm ergeben. Durch die „Verkleinerung“, des kindlichen Kopfes, durch das Übereinanderschieben der beiden Schädelhälften kann es zu einem kleineren Kopfumfang von 2 bis 3 cm kommen, ohne dass das kindliche Gehirn Schaden nimmt. Dies ist eine weitere wichtige Info für die werdenden Eltern. Zusätzlich geben die weichen Strukturen (Muskeln, Bänder, Sehnen, Bindegewebe) nach und dehnen sich.

Die Dauer der Austreibungsperiode beträgt durchschnittlich 54 Minuten für Erstgebärende und 18 Minuten für Mehrgebärende. Die zulässige Dauer der Austreibungsperiode ist bei Nulliparae (Erstgebärende) 2 Stunden und soll bei Multiparae (Mehrgebärende) 1 Stunde nicht überschreiten. Bei Leitungsanästhesie kann diese eine zusätzliche Stunde betragen. Sobald der Muttermund 10 cm vollständig eröffnet ist, beginnt der letzte Teil der aktiven Phase, die Pressperiode der Geburt. Sie endet mit der vollständigen Geburt des Kindes. Die Frau ist meistens froh und erleichtert, sie kann endlich aktiv mithelfen und ist dadurch motiviert, ihre letzten Kraftreserven zu mobilisieren. Es ist eine erhebliche körperliche Anstrengung. Die Gebärende kann, wenn der Kopf ausrotiert ist, d. h. die Pfeilnaht gerade im Beckenausgang steht, mit dem spontanen Pressen/Drücken/Schieben starten.
Schubkräfte des vorangehenden Teils drücken auf die Druckrezeptoren des Beckenbodens und dadurch entsteht spontan das Gefühl des Mithelfenwollens/-müssens/-könnens. Oft sagen die Gebärenden, sie müssen noch einmal auf die Toilette gehen.
Die letzten Wehen der Austreibungsphase leitet die Hebamme gezielt an. Die Frau sollte sich die Position wählen, in der sie am besten ihre Geburt unterstützen kann. Das kann in Rücken- oder Seitenlage im Kreißbett sein, auf einem Ball abgestützt im Vierfüßlerstand, auf einem Gebärhocker sitzend oder auch an einem Seil oder Partner festhaltend im Stand. Dieser sollte auch eine gute bequeme Position einnehmen. Optimal ist es, wenn die Schwerkraft in der vertikalen Position mithelfen kann. Damit die Gebärende sich auf verschiedene [https://de.wikipedia.org/wiki/Geburtsposition Gebärpositionen] einlassen kann, ist es wichtig, dies in der Geburtsvorbereitung in einem „Zirkeltraining“ schon geübt zu haben. Das Körperzellgedächtnis kann dann abrufbar darauf zurückgreifen.
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Autor: Eva-Maria Chrzonsz Hebamme und Familienhebamme
Hier einige Beiträge zum Thema:

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Wehentätigkeit
Weitere Beiträge finden Sie unter der Hauptkatekorie [1]
Literatur:

Heller, A. (1998): Geburtsvorbereitung Methode Menne-Heller, Leipzig
Heller, A. (2003): „Therapie von Frauen“, in: Carrière, B. (Hrsg.): Beckenboden, Stuttgart
Heller, A. (2004): „Schieben – ein natürliches und schonendes Gebärverhalten“, in: Die Hebamme 1/2014
ACOG – American College of Obstetricians and Gynecologists (2003): „Dystocia and augmentation of labor“, in: ACOG Practice Bull 49
Paciornik (1992)
:Geburt