Eröffnungsperiode


Die Eröffungsperiode (EP) kann bei Nullipara im Mittel 7,5 Stunden dauern, bei Mehrgebärenden (Multiparae) 5,6 Stunden.
Oft ist die große Frage der werdenden Eltern: Passt der Kopf wirklich durch das Becken?
Das Kind geht den Weg des „geringsten Widerstandes“. Es passt sich optimal den Beckenverhältnissen an. Der ovale kindliche Kopf kommt bei der Schädellage mit der queren Pfeilnaht in die querovale Beckeneingangsebene, dreht sich in der runden Beckenmitteebene mit schräger Pfeilnaht und kommt dann in der längsovalen Beckenausgangsebene mit der geraden Pfeilnaht am Beckenboden an. Dadurch „schraubt“ und „schiebt“ sich das Kind, mit Unterstützung der Wehentätigkeit, durch das mütterliche Becken. Wenn der Kopf geboren wird, dann vollendet das Kind die Drehung. Dann haben die kindlichen Schultern und der restliche Körper die Möglichkeit, sich ebenfalls den Beckenebenen durch Drehung, Beugung und Tiefertreten anzupassen.
Eine aufrechte, vertikale Haltung der Gebärenden fördert den normalen Ablauf der Geburt. Die Schwerkraft ist hilfreich, um dem vorangehenden kindlichen Kopf Druck auf den Muttermund zu ermöglichen. Da zählen Positionen wie Stehen, Laufen, Hängen, Knien, Sitzen. Auch der Vierfüßlerstand ist hilfreich. Auch das Liegen kann zwischendurch zum Ausruhen hilfreich und entlastend für den Muttermund und die werdende Mutter sein.

TIPP
Ein vollgetanktes Auto ist sinnvoll! –Klinikkofferund Mutterpass sollten ebenfalls mitgenommen werden.

Hebammen-Tipp: Ein wichtiger Hinweis im Vorfeld: Ab dem Geburtsbeginn sollte die Gebärende nur noch leichte Kost zu sich nehmen. Der komplette Verzicht auf Nahrung ist nicht sinnvoll, denn Energie wird immer benötigt und zu einer Vollnarkose kommt es selten. Wichtig ist es immer, ausreichend zu trinken.
Ein anderes Phänomen ist, dass die Babys sich im oberen Bauch in der Region des Zwerchfells mit den Füßen abstemmen und dies der Magengegend der Mutter nicht gut bekommt und ein Brechreiz ausgelöst werden kann. Mit Einsetzen der Wehentätigkeit wird der Mageninhalt nur noch eingeschränkt weitertransportiert, sodass schon allein der übervolle Magen zu Übelkeit und Erbrechen führen kann.
Die Geburtsarbeit beginnt. Diese Phase beginnt mit den regelmäßigen muttermundwirksamen Wehen und endet bei vollständig eröffnetem Muttermund von 10 cm Durchmesser. Die Eröffnung geschieht durch die Retraktion – das Zurückziehen des Muttermundes nach oben in Richtung des unteren Uterinsegmentes – über den vorangehenden Teil, meistens den Kopf. Infolge des intrauterinen Druckes – der Wehentätigkeit – wird die Muttermunderöffnung erreicht.
Die Gebärende muss die Zeit der EP relativ passiv ertragen. Wichtig ist, dass sie die Wehen gut verarbeitet, indem sie ruhig und gleichmäßig „rund ums Kind“ atmet. Sie sollte lernen, mit den Wehen „umzugehen“.

TIPP
Unter der Geburt kann der Partner seine beiden Hände als „Spickzettel“ zur Erinnerung in stressigen Situationen nutzen: In eine Hand kann er „durchatmen“ und in die andere „lockerlassen“ schreiben. Diese beiden Begriffe sind hilfreiche Anker, die die Frauen sofort umsetzen können.

Positionswechsel, etwas Bewegung, ein warmes Entspannungsbad und eine gute Begleitung durch den informierten, gut vorbereiteten Partner, oder eine andere vertraute Person, sind sehr hilfreich. Empathische Hebammen und ÄrztInnen tragen zusätzlich zum guten Geburtsfortschritt bei. Schmerzmittel können nach Absprache/Bedarf eingesetzt werden.
Hebammen-Tipp: Da der Kreißsaal nicht steril ist, kann die Schwangere ein eigenes Nachthemd/T-Shirt in der EP und bei der Geburt tragen. Bequeme, lagenartige Bekleidung, warme Socken (Noppensocken sind auch praktisch) und flache bequeme Schuhe sind empfehlenswert. Dies gilt auch für den Partner. Ebenso hilfreich können persönliche Dinge sein, z. B. Massageöle, Heilsteine, Musik, Lieblingstee oder anderes.
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Autor: Eva-Maria Chrzonsz Hebamme und Familienhebamme
Hier einige Beiträge zum Thema:
Was muss ich für die Klinik einpacken?
Wann soll ich mich auf den Weg in den Kreißsaal machen?
Wie läuft eine Geburt ab?
Literatur:
Albers, L. (1999): „The duration of labor in healthy women“, in: J Perinatol 19, 114
Heller, A. (1998): Geburtsvorbereitung Methode Menne-Heller, Leipzig
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