Partnerschaft – Wie kann Kommunikation gelingen?


Sprecherrolle:
Beim Austausch über die eigenen Erwartungen, Bedürfnisse und Wünsche sowie Sorgen und Ängste sollte der Partner, der sich in der Sprecherrolle befindet, möglichst von sich sprechen („Ich“-Gebrauch) und beschreiben, wie er oder sie sich eine Situation vorstellt bzw. diese erlebt. Er oder sie sollte die Gedanken möglichst konkret beschreiben und an Beispielen aus dem Alltag veranschaulichen, damit der Partner bzw. die Partnerin ein möglichst konkretes Bild davon bekommen, worum es im Gespräch geht. Dabei sollte der Sprecher beim Thema bleiben, d. h. einen Punkt zunächst vollständig besprechen (z. B. die Angst, dass das Paar keine Zeit mehr für sich hat und wie beide versuchen könnten, dem zu begegnen), bevor der nächste Punkt angesprochen wird (z. B. wen das Paar als mögliche Kinderbetreuung engagieren könnte oder wie oft der Partner bzw. die Partnerin das Kind übernehmen kann, sodass der Sprecher auch mal Zeit für sich hat). Weiterhin sollte der Sprecher sich öffnen, d. h. Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle (z. B. Enttäuschung oder Verletztheit) direkt und offen ansprechen, um ein tieferes Verständnis beim anderen zu erreichen.
Auch wenn ein Problem bereits aufgetreten ist, z. B. dass der Sprecher das gemeinsame Kind jeden Abend alleine ins Bett bringt, obwohl der andere auch zu Hause ist, sollte er bzw. sie versuchen, von sich zu sprechen und möglichst eine konkrete Situation und das konkrete Verhalten beschreiben, das ihn bzw. sie stört, und sich dabei ebenfalls zu öffnen. Darüber hinaus sollte der Sprecher versuchen, am Ende einen konkreten Wunsch auf Verhaltensänderung an den Partner bzw. die Partnerin formulieren.
Beispiel: Mir ist in den letzten fünf Tagen aufgefallen, dass ich Paul jeden Abend alleine ins Bett gebracht habe, obwohl du zu Hause warst. Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, dass wir unseren Sohn zwischendurch gemeinsam ins Bett bringen oder du auch mal alleine. Deswegen hätte ich mir gewünscht, dass du anbietest, mir zu helfen oder mir Paul mal komplett abnimmst. Für mich ist es sehr wichtig, dass Paul sich früh daran gewöhnt, dass nicht nur ich, sondern wir beide ihn ins Bett bringen. Ich würde mir wünschen, dass wir uns da mehr abwechseln und ihn ab und zu gemeinsam ins Bett bringen.

Zuhörerrolle:
Der Partner in der Zuhörerrolle sollte dem anderen möglichst durch aufnehmendes Zuhören (Blickkontakt, Nicken, Lächeln, kurze Einwürfe wie „hm“, „ja“) sein Interesse daran zeigen, was der bzw. die andere sagt. Durch offenes Nachfragen kann der Zuhörer dem Sprecher ebenfalls Interesse signalisieren sowie den Sprecher dazu anregen, mehr zu erzählen. Darüber hinaus kann der Zuhörer durch offenes Nachfragen auch für sich selbst ein besseres Verständnis des Gesprächsinhaltes erreichen. Eine Überprüfung des eigenen Verständnisses des Gesagten kann der Zuhörer außerdem darüber erreichen, indem er oder sie das Gesagte in eigenen Worten zusammenfasst (paraphrasiert). Der Sprecher hat dadurch die Möglichkeit, eventuelle Missverständnisse direkt zu korrigieren.
Beispiel: Ich habe dich so verstanden, dass es dir sehr wichtig ist, dass wir uns mit dem Zubettbringen von Paul abwechseln, damit er sich von vorneherein an uns beide gewöhnt. In den letzten Tagen hast du ihn alleine ins Bett gebracht, obwohl ich zu Hause war. Da hättest du dir gewünscht, dass ich dir helfe oder ihn auch mal alleine ins Bett bringe. Mir war nicht bewusst, dass dir das so wichtig ist. Wie oft stellst du dir denn vor, dass ich dir helfen bzw. das Zubettbringen übernehmen soll?

Autoren: Kurt Hahlweg und Dr. rer. nat. Ann-Katrin Job

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:Impulse zur Familienvorbereitung (HB)