Schreibaby – Wann spricht man von einem Schreibaby?


Unruhe und Schreien sind normale Befindlichkeitsanzeigen des Babys. Der amerikanische Kinderarzt Morris Wessel definierte schon 1954 mit den sogenannten Wessel-Kriterien die Dreierregel, ab wann das Schreien des Babys als exzessiv zu betrachten ist. Es handelt es sich danach um ein gesundes und wohlgenährtes Baby mit Schrei- und Unruhephasen

  • über mehr als 3 Stunden pro Tag,
  • an mehr als 3 Tagen pro Woche,
  • über mehr als 3 Wochen.

Entscheidend ist, dass das extrem unruhige, ansonsten aber gesunde Kind während der Schreiattacken nicht zu beruhigen ist und sich keine Ursache als Auslöser des Verhaltens feststellen lässt. Typisch ist, dass diese Kinder häufig überreizt und übermüdet sind, selbst kaum zur Ruhe und zum Schlafen finden und überlange Wachzeiten vor allem am Tag haben. Sie scheinen aber stets offen für neue Reize, mit weit offenen Augen lassen sie sich scheinbar beim Herumtragen und Herumschauen beruhigen.
Expertin: Frau Dr. Margret Ziegler, Kinder- und Jugendärztin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, München
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Ist es gefährlich bzw. unnormal, wenn mein Kind beim Schreien die Luft anhält und dann sogar in eine kurze Ohnmacht fällt?
Mein Kind schreit sehr viel, besonders in den Abendstunden, ohne dass ich einen Grund dafür erkennen und es beruhigen kann. Was soll ich tun?
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Literatur:
Cierpka, M. (2012): Frühe Kindheit 0–3 Jahre – Beratung und Psychotherapie für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern, Berlin/Heidelberg
Mall, V./Friedmann, A. (Hrsg.) (2016): Frühe Hilfen in der Pädiatrie, Heidelberg
Papoušek, M./Schieche, M./Wurmser, H. (Hrsg.) (2004): Regulationsstörungen der frühen Kindheit – Frühe Risiken und Hilfen im Entwicklungskontext der Eltern-Kind-Beziehungen, Bern
Stern, D. (1998): Die Mutterschaftskonstellation, Stuttgart
Ziegler, M. (2015): „Regulationsstörungen – Ursachen, Wechselwirkungen, Interventionen“, in: Kinderärztliche Praxis. Soziale Pädiatrie und Jugendmedizin 6/2015:356
Ziegler, M. (2016a): „Frühkindliche Regulationsstörungen“, in: Mall, V./Friedmann, A. (Hrsg.): Frühe Hilfen in der Pädiatrie, S. 40-62, Heidelberg
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Ziegler, M./Schieche, M. (2014): „Beziehungsfokussierte Therapie bei Verhaltensstörungen im Kleinkindalter“, in: Mall, V./Voigt, F./Jung, N. (Hrsg.): Wege zur Inklusion, Frühdiagnostik, Frühtherapie, Kindliche Sozialisation, S. 211-221, Lübeck
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